Storytelling in der Lehre

Wieso Geschichten wichtiger sind

  • Jedes Jahr wächst die Weltbevölkerung um 84 Millionen Menschen
  • Das Wachstum verlangsamt sich global, und vor allem in Ländern des Nordens gehen die Bevölkerungszahlen zurück – Japan schrumpfte 2023 um 800.000 Menschen
  • Das derzeitige Bevölkerungswachstum belastet die Umwelt stark, doch es wird erwartet, dass es sich vor 2100 stabilisiert
  • Die höchsten Wachstumsraten finden sich in den ärmsten Ländern der Welt

Stell dir vor, du hörst nun die Geschichte von Hiroshi und Fatima. Hiroshi, ein Bauer in Japan, steht auf seinem Reisfeld und blickt auf sein Dorf, das Jahr für Jahr stiller wird. Im letzten Jahr schrumpfte die Bevölkerung seines Landes um 800.000 Menschen. Die Straßen, die einst voller Leben waren, sind heute leer. Zur gleichen Zeit, tausende Kilometer entfernt, kämpft Fatima in Nigeria mit einer ganz anderen Realität. Ihr Dorf wächst rasant, mehr Kinder kommen täglich auf die Welt. Die Ressourcen werden knapp, und die Herausforderungen des Alltags steigen. Hiroshi und Fatima leben in zwei völlig verschiedenen Welten, und doch sind sie Teil desselben globalen Phänomens: Die Weltbevölkerung wächst jedes Jahr um 84 Millionen Menschen. Ein rasantes Wachstum, das unsere Umwelt belastet und Fragen nach einer nachhaltigen Zukunft aufwirft. Die höchsten Wachstumsraten finden sich in den ärmsten Ländern, wo die Herausforderungen am größten sind.

Doch warum erzähle ich Dir all dies in Form einer Geschichte? Weil Zahlen und Fakten allein oft schwer zu greifen sind. Es sind die Geschichten von Menschen wie Hiroshi und Fatima, die uns die wahre Bedeutung hinter den Zahlen erkennen lassen. Sie helfen uns, die Welt zu verstehen – und genau darum geht es im Storytelling.

Studierende stellen sich oft Fragen wie: «Welchen Nutzen hat dieser Lehrstoff für meine Zukunft?» oder «Was ist der Sinn dieses Materials?». Solche Überlegungen entstehen häufig, wenn Wissen isoliert und ohne klaren Zusammenhang präsentiert wird – ein bloßer Stapel an Informationen, der verarbeitet werden muss. Eine bewährte Methode, um diesem Problem entgegenzuwirken, ist das Geschichtenerzählen. Seit Jahrtausenden nutzen Menschen diese Technik, um Wissen lebendig und verständlich weiterzugeben. Geschichten haben die Kraft, abstrakte Inhalte in einen sinnvollen Kontext zu setzen und dadurch tiefer im Gedächtnis verankert zu werden. Auch heute kann diese Methode dabei helfen, komplexe Lerninhalte zugänglicher und nachhaltiger zu gestalten. Geschichten fördern nicht nur das aktive Zuhören, sondern schaffen auch eine Verbindung zwischen Erzähler und Zuhörenden. So wird Wissen nicht nur besser verstanden, sondern bleibt auch langfristig im Gedächtnis.

Doch ganz so einfach ist es mit dem Geschichtenerzählen leider nicht. Deshalb möchten wir Dir die Storyteller Tactics von Pip Decks ans Herz legen – ein wertvolles Werkzeug für alle, die ihre Erzählkunst verbessern möchten. Das Set besteht aus 54 Karten, die in sieben Kategorien unterteilt sind, und bietet konkrete Anleitungen, wie und wann du welche Karte einsetzen solltest. Steve Rawling, ehemaliger BBC-Journalist und Erfinder des Kartendecks, beschreibt den Weg zu besserem Storytelling in fünf Schritten.

Erstens: Höre effektiv zu. Achte darauf, was Menschen erzählen, stelle Fragen und erkenne die dahinterliegenden Werte. Beobachte, wie unterschiedlich Menschen Geschichten auf ihre Weise erzählen.

Zweitens: Erzähle einfache Geschichten. Anstatt abstrakt über beispielsweise Nachhaltigkeit zu sprechen, lässt sich das Thema viel kraftvoller durch eine kurze, konkrete Geschichte vermitteln. Statt in der Kaffeepause nur über die Vor- und Nachteile von Plastik- oder Papierbechern zu diskutieren, erzähl doch eine Geschichte: Du bringst deinen eigenen Becher mit (action), während Dein*e Kollege*in einen Einwegbecher erhält (emotion). So wird Nachhaltigkeit plötzlich erlebbar und erhält eine tiefere Bedeutung (meaning). Indem Du action, emotion und meaning miteinander verknüpfst, entfaltet die Geschichte eine viel stärkere Wirkung als bloße Fakten es tun.

Drittens: Nutze Storytelling in Deinen E-Mails. Das kann sofort die Aufmerksamkeit des Lesers wecken und Deine Botschaft klarer vermitteln.

Viertens: Wenn Du Studierende von der Relevanz eines Themas überzeugen willst, helfen Geschichten oft, aktuelle Entwicklungen greifbar zu machen.

Und fünftens: Um das große Ganze zu vermitteln, starte mit einem kleinen Bild. Eine Karte wie der «Data Detective» macht das Präsentieren von Daten sofort spannender. Stell Dir vor, du findest eine Leiche (das Problem), suchst nach Beweisen (Quellen), bist zunächst ratlos, bis Du den entscheidenden Hinweis entdeckst (Diskussion) und schließlich den Täter entlarvst (Lösung).

Natürlich ist Storytelling nicht auf dieses Kartenset beschränkt. Bereits das einfache Pixar-Rezept bietet eine solide Grundlage für gute Geschichten:
 

Sie sind universell.

Sie haben eine klare Struktur und Ziel.

Sie enthalten Charaktere, mit denen man mitfiebert.

Sie sprechen tief verwurzelte Emotionen an.

Sie sind überraschend und unerwartet.

Sie sind einfach und fokussiert.
 

Geschichten sind ein kraftvolles Werkzeug, um abstrakte und komplexe Inhalte verständlich und zugänglich zu machen. Sie helfen nicht nur dabei, Informationen im Gedächtnis zu behalten, sondern fördern auch eine tiefere Verbindung zwischen Erzählerin und Zuhörerin. Ob im Unterricht, in Gesprächen oder in E-Mails – mit den richtigen Techniken lässt sich Storytelling überall effektiv einsetzen. Tools wie die Storyteller Tactics von Pip Decks bieten eine hervorragende Anleitung, um die Kunst des Geschichtenerzählens zu meistern und Inhalte auf eine einprägsame Weise zu vermitteln.

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